DAS TAUCHERVERmächtnis von ALPINA SEASTRONG
Fast ein halbes Jahrhundert nach ihrem ersten Erscheinen findet die Alpina „Seastrong 10“ Super Compressor Taucheruhr als „Seastrong Diver Heritage“ ihren Weg zurück in die Alpina Kollektion. Mehr als eine Replika, eine moderne Interpretation eines Schweizer Uhrmacherklassikers.
Die Geschichte
„Als die wasserdichte Uhr vor 15 Jahren auf den Markt kam, dachten manche, es handele sich nur um eine weitere verrückte Modeerscheinung oder einen Verkaufstrick. Schließlich ist es nicht unbedingt notwendig, die Uhr in der Badewanne zu tragen …“, so das deutsche Fachmagazin „Uhrmacher-Woche“.
Im Erscheinungsjahr dieser Uhren 1942 sah das noch ganz anders aus. Frauen und Männer schätzten ihre Armbanduhr als nahezu unverzichtbaren Begleiter in allen Lebenslagen. Natürlich war der Kontakt mit Wasser nicht auszuschließen. Die Techniker des Schweizer Uhrenherstellers Alpina sahen dies daher als Herausforderung. Ihre Händler und ihre Kunden wünschten sich Armbanduhren mit wasserdichten Gehäusen. Nach mehrjähriger Entwicklungsarbeit wurde daher 1938 erstmals die sportlich-funktionelle „Alpina 4“ präsentiert. Die Zahl stand für vier beeindruckende Qualitätsmerkmale. Erstens war die Uhr antimagnetisch. Ein „Incabloc“-Stoßschutz schützte die empfindlichen Zapfen der Unruh vor Brüchen. Drittens war das hoch belastbare Gehäuse aus rostfreiem Stahl gefertigt. Schließlich kam das vierte und besonders wichtige Argument für den Kauf der Alpina 4“, in Form eines wasserdichten Gehäuses nach „Genfer Art“. Die speziell gestaltete Krone war patentiert. Trotz ihrer hervorragenden Eigenschaften konnte man jedoch natürlich noch nicht von einer echten Taucheruhr sprechen. Bis zur Präsentation einer solchen Uhr durch Alpina sollte es noch weitere 30 Jahre dauern.
Damit, so erfahren wir aus den Annalen der Uhrmacherkunst, begann die Ära dieser Armbanduhrenart. Nicht zuletzt aufgrund der verfügbaren Unterwasserausrüstung reichte die Druckdichtigkeit zunächst nur bis zehn Bar. Schon bald kamen Instrumente für den professionellen Einsatz auf den Markt, die Tiefen bis zu 200 Metern problemlos standhielten.
Da die Luftzufuhr stets begrenzt ist, ist die Zeit unter Wasser äußerst kostbar. Um Stunden, Minuten und Sekunden gut ablesbar zu halten und Taucher daran zu erinnern, rechtzeitig wieder aufzutauchen, haben die Produktdesigner ihre Taucherarmbanduhren nicht nur mit auffälligen Leuchtzifferblättern und -zeigern versehen, sondern auch einen praktischen Drehring eingebaut. Aus Sicherheitsgründen lässt sich der Drehring nun ausschließlich gegen den Uhrzeigersinn drehen. So kann die von der Uhr angezeigte Verweildauer unter Wasser bei einer unbeabsichtigten Verstellung nur verkürzt, aber nie verlängert werden. Weil die Erfinderfirma ihren einseitig angebrachten Drehring bereits in den 1950er-Jahren patentrechtlich schützen ließ, mussten sich Konkurrenten entweder mit beidseitig verschiebbaren Kopien begnügen oder einen völlig neuen Weg gehen.
Genau diesen Weg wählte die Ervin Piquerez SA (EPSA) mit Sitz im schweizerischen Bassecourt. 1956 präsentierte die erfahrene Uhrenmanufaktur eine Konstruktion neuartiger Art (die deshalb auch patentiert wurde). Wie üblich war auch hier der Boden mit dem Mittelteil verschraubt. Darüber hinaus wartete der bis zwanzig Bar wasserdichte „Super Compressor“ jedoch mit einer wahrhaft innovativen Besonderheit auf: Ein integrierter Federmechanismus verhinderte beim Verschrauben des Gehäuses eine Kompression und damit verbundene Beschädigung des Gummidichtrings. Mit dem Namen „Compressor“ war aber noch eine weitere Eigenschaft verbunden: Mit zunehmender Tauchtiefe und dem damit verbundenen steigenden Wasserdruck pressten sich die beiden Gehäuseteile immer fester zusammen. Zu den herausragenden Merkmalen dieser Neuheit zählten zudem zwei Kronen, eine zum Aufziehen und Verstellen der Zeiger, die andere zum gezielten Verstellen des innenliegenden Tauchzeit-Drehrings in beide Richtungen. Die raffinierte Konstruktion machte durchaus Sinn. Versehentliche Handlungen und Fehlbedienungen der „Vorrichtung zur individuellen Vorwahl einer Tauchzeit“ (wie es die entsprechende Norm vorschrieb) waren nahezu unmöglich. Ein dritter Vorteil bestand im vergleichsweise flachen Design der Uhren, das sowohl funktional als auch elegant war.
Kein Wunder also, dass die EPSA im Laufe der Jahre viele namhafte Uhrenhersteller als Kunden gewinnen konnte. Einer dieser Kunden – und damit schließt sich gewissermaßen der Kreis – war Alpina. 1967 brachte die Genossenschaft ihre vielbeachtete „Alpina 10“ auf den Markt. In dem bis zwanzig Bar wasserdichten „Super Compressor“-Gehäuse werkelte das Automatikkaliber 572C. Das extrem druckdichte „Super Compressor“-Gehäuse ist von außen sofort am Gittermuster auf beiden Kronen und auf der Innenseite des Gehäusebodens an der stilisierten Abbildung eines Taucherhelms zu erkennen.
Das Seastrong Diver Heritage 2016
Knapp 50 Jahre später ist die hochgeschätzte Taucheruhr wieder in der Alpina-Kollektion, diesmal als „Seastrong Diver Heritage“. An ihren illustren Vorgänger aus den 1960er-Jahren erinnern zwei Bedienelemente in der rechten Gehäuseflanke und der (damals aus gutem Grund) ins Gehäuseinnere verlagerte Drehring. Mithilfe der Krone lässt sich der Drehring bei „2“ schnell und einfach verstellen. Die 60-Minuten-Einteilung ist auch für Nichttaucher nützlich. So lässt sich der Pfeil so positionieren, dass der sich nähernde Stundenzeiger anzeigt, wann die Parkzeit abläuft. Dank des modernen Gehäusedesigns widersteht das klassische Edelstahlgehäuse (nun auf einen Durchmesser von 42 Millimetern vergrößert) mit graviertem, verschraubtem Gehäuseboden einem Wasserdruck von bis zu 30 Bar, was einer Tauchtiefe von 300 m/1000ft entspricht. Für die Zeitmessung sorgt das moderne Automatikkaliber AL-525. Es handelt sich um das ebenso zuverlässige, robuste wie präzise SW 200 von Sellita. Alpina hat es mit der gewohnten Liebe zum Detail verfeinert und dem kugelgelagerten Rotor die für die Marke typische asymmetrische Form verliehen. Die Unruh vollführt 28.800 Schwingungen pro Stunde. Voll aufgezogen verfügt sie über eine Gangreserve von 38 Stunden.
Die Wahl des Zifferblatt-Stils kann sich als schwierig erweisen. Liebhaber des Retro-Looks werden sich für das traditionelle Hell-Dunkel-Kontrast-Design entscheiden. Wer elegantes Understatement liebt, wird die ausschließlich dunkle Variante bevorzugen.